Johannes von Nepomuk und die hagiographische Integration der Monarchia Austriaca: Religiös konnotierter Raum im Kompositstaat

Speaker

Thomas Wallnig (University of Vienna)

Start

16.01.2024

Location

Goethe University Frankfurt (Campus Westend) and Zoom Meeting

Gemeinhin wird die vormoderne Integration von Länderverbänden zu Staatsgebilden assoziiert mit Entwicklungen in Verwaltung, Militär und Finanzwesen. Im Lichte der Forschung der vergangenen Jahre erscheint so der „fiscal-military state“ als jenes Konzept, mit dem man den „modernen Staat“ meinen kann, ohne ihn so nennen zu müssen.

 

Kaum beachtet dagegen wurde bisher der Umstand, dass gerade im nachtridentinischen Katholizismus ebenfalls an überregionalen diskursiven Formationen gearbeitet wurde, die der konfessionellen Vergewisserung ebenso dienen konnten wie politisch unterlegter Identitätsbildung. Dieser überregionale Aspekt etwa der Heiligenverehrung – eine beliebte mediävistische Perspektive – wurde in der frühneuzeitlichen Frömmigkeitsgeschichte bisher kaum auf die Bildung protostaatlicher oder imperialer Identitätsdiskurse bezogen. Wo der Aspekt erkannt und benannt wird, etwa im Sinn der „Pietas Austriaca“, überwiegt die theologische Deutung gegenüber dem Blick auf die mediale Umsetzung und partizipative Popularisierung entsprechender Programme.

 

Der Vortrag widmet sich mit Johannes von Nepomuk dem in den 1720er-Jahren etablierten „Staatsheiligen“ (Franz M. Eybl) der werdenden Habsburgermonarchie und illustriert an diesem Beispiel den Zusammenhang von imperialen Integrationsprozessen und hagiographischen Raumaneignungen.


This presentation was part of the POLY Lecture Series on “Space and Religion II”, held in the winter term of 2023 and 2024. Click here for more information.

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